
Die Mistel (Viscum album)
Der Ruf der Mistel ist bei uns eng verbunden mit Weihnachten, mit mystischen Bräuchen, aber auch mit der Krebstherapie. Dieser Halbschmarotzer wird meistens mit dem Vogelkot auf seine Wirtsbäume übertragen. Die schalenlosen, klebrigen Samen sorgen für einen guten Halt auf Ästen. Daher auch der lateinische Name Viscum, für Leim. Die Viscum album wird der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae) zugeordnet.
Inhaltsstoffe
In der Naturheilkunde wird die ganze Pflanze verwendet. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind:
– Lektine (Glykoproteine)
– Viscotoxine (Polypeptide)
– Polysaccharide
– Lignane (Poliphelol)
– Cyclitole (Viscumitol, Phenolcarbonsäure)
– Tyramin (biogenes Amin)
In der Heilkunde, zu Zeiten Hildegard von Bingens, waren die
einzelnen Inhaltsstoffe noch nicht bekannt. Die Mistel wurde als
Allheilmittel gegen fast alle Beschwerden eingesetzt. Dabei war der
Übergang vom mystischen Glauben bis zur tatsächlichen Wirkung der
Inhaltsstoffe fließend.
In der heutigen Medizin wird besonders die Wirkung der Lektine und Viscotoxine auf die menschlichen Zellen untersucht.
Die
Konzentration der Inhaltsstoffe einer Mistel kann sehr unterschiedlich
ausfallen. Sie ist abhängig von der Baumart, vom Zeitpunkt der Ernte und
von der Verarbeitung.
Anwendung in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
In der Naturheilkunde wurde und wird die Mistel in der Hauptsache eingesetzt bei:
– Bluthochdruck
– Herzschwäche
– Stärkung des Immunsystems
– Verdauungsproblemen
– Arteriosklerose
– Arthrose
– Frauenleiden
Der Anthroposoph Rudolf Steiner war einer der ersten, der die Mistel
in der Tumortherapie eingesetzt hat. Die Begründung war, dass die Mistel
dem Krebs, genau wie in der Natur ihren Wirtsbaum, die Nahrung
entziehen würde.
Meistens wird die Mistel in Form von Fertigpräparaten (Kapseln, Tees, Tinkturen, Injektionen) eingesetzt.
Ärzte
und Heilpraktiker setzen Mistelpräparate begleitend zur Krebstherapie
ein. Das Lektin wird für den wachstumshemmenden Einfluss auf die
Krebszellen und für eine immunstimulierende Wirkung verantwortlich
gemacht. Bisher gibt es eindeutige medizinische Belege nur aus Tier- und
Laborversuchen. Gerade die Nebenwirkungen gilt es noch genauer zu
erforschen. Bei einer Injektion unter die Haut können Fieber und
Schüttelfrost als Begleiterscheinung auftreten. Auch allergische
Reaktionen sind möglich.
Anwendung in der Homöopathie
In der Homöopathie wird Viscum album meistens als Urtinktur bis zur Potenz D6 verabreicht. Die Hauptanwendungsgebiete sind ein zu hoher Blutdruck, Schwindelanfälle, rheumatische Beschwerden und Gelenkverschleiß. Leitsymptome sind unter anderem eine ängstliche, gedrückte Stimmung und eine Verschlimmerung der Beschwerden am Abend.
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