In meinen Gesprächstherapien erlebe ich oft, dass Menschen dazu neigen, andere zu idealisieren. Als Jugendlicher hat mir ein weiser Mann gesagt: „Machst du jemanden zum Star, macht er dich zum Fan.“ Diese Worte enthalten eine tiefe Wahrheit. Besonders in Momenten intensiver Verliebtheit – auch bekannt als Limerenz – neigen wir dazu, andere auf ein Podest zu stellen. Dabei geben wir unbewusst unsere eigene Macht ab. Wir setzen sie über uns, verlieren die Augenhöhe, und plötzlich blicken wir zu ihnen hinauf – oder sobald sie unsere Erwartungen nicht erfüllen, auf sie herab.
Das führt dazu, dass eine Distanz entsteht. Wir heben sie auf eine Position, die weder angemessen noch fair ist. Diese Dynamik führt uns in eine irreführende Richtung. Sie schwächt nicht nur den Kontakt zu der idealisierten Person, sondern auch zu uns selbst, weil wir unser eigenes Potenzial übersehen oder untergraben.
Für mich ist es bedeutender, Menschen einfach so zu sehen wie sie sind, ohne sie über oder unter uns einzuordnen. Meiner Meinung nach bringt alles andere keinen echten Fortschritt.
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